Dicke Luft

Im April 1963 überschreibt die BILD-Zeitung einen Artikel mit einem Witz, über den viele Menschen in Nordrhein-Westfalen längst nicht mehr lachen können: „3 x niesen = ein Brikett“.

Kraftwerke, Fabriken und Verkehr stoßen tonnenweise Staub und giftige Abgase aus. Besonders problematisch ist Schwefeldioxid, das bei der Verbrennung von Kohle und Erdöl entsteht. Das farblose Gas hat einen stechenden Geruch und wirkt stark ätzend. Schwefeldioxid kann bei Menschen Bronchitis und Herzkreislauferkrankungen verursachen. An Pflanzen und Gebäuden ruft es schwere Schäden hervor.

Der Chemiker Heinrich Stratmann entwickelt 1954 ein Verfahren, um den Schwefeldioxidgehalt in der Luft präzise zu ermitteln. Der nach ihm benannte „Stratmann-Koffer“ wirkt klobig und ein wenig altertümlich, ist in den 1950er Jahren aber hochmodern. Das Gerät passt bequem in ein Auto oder auf einen Handwagen und kann somit überall im Land eingesetzt werden. Mithilfe seines „Koffers“ leistet Stratmann Pionierarbeit auf dem Gebiet der Luftreinhaltung.

Der Landtag verabschiedet unterdessen 1962 ein Gesetz zur Luftreinhaltung. Grenzwerte für Schadstoffe und der Einbau von Filteranlagen verbessern die Luftqualität spürbar. In den 1980er Jahren werden dann auch die großen Braunkohlekraftwerke im Rheinland mit Anlagen zur Reinigung der Rauchgase ausgestattet. Das Land kann endlich durchatmen.