Starke Stoffe

Nach dem Zweiten Weltkrieg floriert die Bekleidungs- und Textilindustrie von Nordrhein-Westfalen. Vom Münsterland bis an den Niederrhein hat die Branche Tradition und produziert Qualitätsware. Aber bereits Ende der 1960er Jahre gerät sie in die Krise, weil billiger produzierte Artikel aus dem Ausland auf den deutschen Markt drängen; zudem sinkt die Nachfrage. Viele Textilunternehmen müssen schließen.

Webstühle der Firma C. A. Roscher, wie dieser, überdauern die Krise jedoch und sind pausenlos im Einsatz. Die Unternehmen müssen zwar auf Änderungen des Marktes reagieren und ihre Produktion immer wieder anpassen, der bereits in den 1920er Jahren angeschaffte Webstuhl bleibt jedoch bis in die 1980er Jahre im Einsatz. Das liegt daran, dass die Weberinnen und Weber gut mit ihm arbeiten können. Er ist technisch einfach, kann mit anderen Webstühlen gleicher Bauart verbunden werden und durch technische Erweiterungen mit den neusten Trends mithalten. Zudem tauschen Unternehmen ungern ganze Maschinenparks aus. Die lange Erfahrung der Weberinnen und Weber mit den alten Webstühlen ist häufig kostbarer als die kostspielige Umrüstung auf neue Maschinen.

Die Unternehmen überleben, weil sie sich spezialisieren. Sie finden Nischen und produzieren beispielsweise technische Textilien, wie die Firma Ibena in Rhede. Sie werden für Feuerwehr- und Polizeiuniformen, Arbeits- und Rennsportbekleidung verwendet. So fährt auch Formel-1-Weltmeister Kimi Räikkönen in einem feuerfesten Anzug aus Ibena-Textil. Sie finden seinen Anzug in der Vitrine auf Ihrem Weg in den nächsten Ausstellungsbereich.