Neue Pferdestärken

Am Anfang steht das Pferd. Es liefert eine Pferdestärke und zieht damit Pflüge, Eggen und Karren über die Felder zwischen Ostwestfalen-Lippe und der Eifel. Diese sind an einem Pferdegeschirr, dem Kummet, befestigt. Sie sehen hier ein solches Kummet vor sich. Das Kummet wird dem Pferd auf Brust und Schultern gelegt und verteilt die Zuglast so möglichst gleichmäßig. Für größtmöglichen Tragekomfort sorgt ein mit Stroh gefülltes Lederpolster.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Dieselmotor als Antriebskraft seinen Durchbruch. Dieser luftgekühlte Motor direkt neben dem Kummet wird zum Markenzeichen der Deutz AG aus Köln. Anstatt einzelner Pferde ziehen nun Traktoren mit vielen Pferdestärken die Lasten über das Feld. Zudem sind sie schneller und immer einsatzbereit; anders als die tierischen Erntehelfer brauchen sie keine Verschnaufpausen. Der Vormarsch des Dieselschleppers löst die Mechanisierung der Landwirtschaft aus. Diese erleichtert die Arbeit nicht nur, sondern gestaltet Arbeitsprozesse radikal um. Kühe werden von Maschinen gemolken, Hühnereier von Maschinen gesammelt. Höfe vergrößern sich, sie können immer mehr Tiere halten und größere Felder bestellen – sie werden zu Großbetrieben. Im Münsterland wird vor allem die Produktion von Schweinefleisch industrialisiert. Man spricht von einer Intensivierung und Industrialisierung der Landwirtschaft.

Die Folgen sind nicht nur positiv. Zugunsten großer Agrarbetriebe müssen kleine Höfe aufgeben. Die Verwendung von Chemie schadet der Umwelt und sogenannte Flurbereinigungen führen zu einem Verlust der Artenvielfalt. Aber es gibt neue Trends: Durch die erhöhte Nachfrage an biologischen und regionalen Produkten stellen immer mehr Höfe ihre Landwirtschaft um.