Trennwand

Eine zwei Meter hohe Mauer aus gelben Backsteinen teilt den Schulhof, die Toiletten und die Fahrradstellplätze der 1960 gebauten Schule in Ringenberg – heute ein Ortsteil von Hamminkeln – im Kreis Wesel. Die eine Seite ist für katholische Kinder vorgesehen, die andere für evangelische Kinder. Auch im Inneren des Gebäudes haben sie jeweils eigene Räume und lernen bis zur achten Klasse aus unterschiedlichen Büchern.

In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg ist die sogenannte Konfessionsschule der Normalfall an Rhein und Ruhr. Protestanten und Katholiken bleiben häufig unter sich: Eheschließungen über die Konfessionsgrenzen sind verpönt, Nachbarskinder dürfen nicht miteinander spielen, weil die einen katholisch, die anderen evangelisch sind.

Das Modell Konfessionsschule ist politisch umkämpft. Auf Betreiben der Christdemokraten und der katholischen Zentrumspartei sieht die Landesverfassung von 1950 es als Elternrecht vor, dass Kinder eine konfessionelle Schulbildung erhalten. Sozialdemokraten und Liberale lehnen das ab. Für die FDP ist die geteilte Schule in Ringenberg ein willkommenes Angriffsziel. Als Ende der 1960er Jahre Sozialdemokraten und Liberale eine Mehrheit im Landtag haben, schaffen sie die getrennten Schulen als Regeleinrichtungen ab.

Und dennoch: So aus der Zeit gefallen die Schule in Ringenberg heute auch wirken mag – der Neubau ist 1960 ein Ausdruck der Fortschrittlichkeit: Bildung soll auch auf dem Land, selbst in einem kleinen Ort mit 1000 Einwohnern, leicht verfügbar sein.