In einer hüfthohen Vitrine vor Ihnen sind 2 vergilbte, mit Text bedruckte Papierbögen aufgestellt. Der Text ist jeweils in zwei Spalten aufgeteilt, links in englischer und rechts in deutscher Sprache. Es handelt sich um die Verordnungen Nr. 46 und 47, die Gründungsdokumente von Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 1946.

Geburtsurkunde des Landes

Es sind nur zwei schmucklose Seiten in deutscher und englischer Sprache. Nirgendwo findet sich ein Satz wie „und hiermit gründen wir das Land Nordrhein-Westfalen“. Trotzdem ist die Verordnung Nr. 46 vom 23. August 1946 die Gründungsurkunde Nordrhein-Westfalens.

Der Zweite Weltkrieg ist erst seit 15 Monaten vorbei, die meisten Städte und viele Dörfer liegen noch in Trümmern. Deutschland ist besetzt und in vier Zonen aufgeteilt. In der britischen Zone liegen die Gebiete, aus denen die Besatzungsmacht das neue Land bildet – unser Land. Mit der Verordnung Nr. 46 legen die Briten zwei preußische Provinzen zusammen: Westfalen und den nördlichen Teil der Rheinprovinz. Am 21. Januar 1947 kommt mit Lippe-Detmold der dritte Landesteil hinzu. Die Grenzen können Sie auf dem großen Kartentisch in der Mitte des Raums erkennen.

Oft wird gesagt, die Gründung sei eine „Zwangsheirat“ gewesen auf britischen Befehl, doch so eindeutig ist das nicht. Bereits in den 1920er Jahren gibt es eine Diskussion um eine Neugliederung des Deutschen Reiches. Es entsteht die Idee, den Nordteil der Rheinprovinz mit Westfalen und Lippe zu vereinen. Letztendlich sind es 1946 die Briten, die diese Idee umsetzen.

Sie setzen auf die Demokratisierung der Deutschen. Schon am 15. September 1946 finden erste Kommunalwahlen statt und am 2. Oktober 1946 nimmt der erste von den Briten ernannte Landtag seine Arbeit auf. Am 20. April 1947 wählen die Menschen zum ersten Mal selbst den Landtag.