Vor Ihnen liegt auf einem hüfthohen Podest eine Schiffsschraube mit dem Durchmesser von 1 m und einem Gewicht von 130 kg. Auf zwei der drei Schraubenflügeln befindet sich ein hellblauer Aufdruck. In der Mitte ist eine kleine Schiffsschraube zu sehen. Kreisförmig um diese herum steht „Otto Piening – Glückstadt“.

Volle Kraft voraus

Die Idee entsteht 1983 am Küchentisch: Ein Schiff muss her, damit man direkt an der Quelle messen kann, welche Schadstoffe die Industrie in die Flüsse einleitet. Ein Jahr darauf erwirbt Greenpeace Deutschland ein altes Feuerlöschschiff und tauft es auf den Namen „MS Beluga“. Das schneeweiße Schiff mit dem unverkennbaren Regenbogen verfügt über ein modernes Labor und ist in den 1980er Jahren auch in Nordrhein-Westfalen im Einsatz.

Im Jahr 1987 setzt sich die hier zu sehende Schiffsschraube in Bewegung und die Beluga nimmt Kurs auf die Bayer-Werke in Leverkusen. Zahlreiche Greenpeace-Aktivisten seilen sich von einer Brücke ab, hängen nebeneinander über der Fahrrinne, um Boote von der Beluga fern zu halten. Die Beluga kann so im Schutz dieses Vorhangs aus Menschen zu den Abwasserrohren vordringen. Mithilfe eines Profitauchers gelingt es, Proben zu entnehmen. Die Aktion erzeugt Aufmerksamkeit und rückt das Problem der Wasserverschmutzung ins Blickfeld der Öffentlichkeit.

Es ist nicht der einzige spektakuläre Umweltprotest auf dem Rhein. Dieser Strom und viele weitere Gewässer Nordrhein-Westfalens sind seit Jahren in einem schlechten Zustand. Flüsse müssen die Abwässer der Kommunen und der Industrie aufnehmen und sollen gleichzeitig Trinkwasser für Millionen Menschen bereitstellen.

Kommunen, Wasserwirtschaftsverbände und die Industrie reagieren darauf mit dem Bau von Kläranlagen. Wasserversorger entwickeln neue technische Aufbereitungsverfahren. Auch ein Laborschiff, die „Max Prüss“, ist seit den 1960er Jahren im Einsatz. Doch erst der Protest von Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen lässt Unternehmen ihre Verantwortung erkennen.