In einer hohen Vitrine vor Ihnen steht ein 1,80 m großer silberner Bischofsstab in Form eines Krummstabs. In der sich am oberen Ende befindenden Krümme sind zwei Personen aus Gold eingearbeitet, etwa 10 cm groß. Die linke Person soll Jesus darstellen. Er wäscht dem heiligen Franz, rechts von ihm, die Füße.

Moderner Hirte

Ein Mensch beugt sich herab zu den Füßen eines anderen? Jesus Christus hat seinen Jüngern wenige Stunden vor seinem Tod die Füße gewaschen. Ein Zeichen von Liebe und Respekt. Diesem Vorbild will Bischof Franz Hengsbach nacheifern. Bereits 1953 als Weihbischof von Paderborn lässt er auf seinem Bischofsstab einarbeiten, wie Jesus dem heiligen Franz die Füße wäscht. Als er am 1. Januar 1958 erster Bischof des neu gegründeten Ruhrbistums, offiziell „Bistum Essen“, wird, behält Hengsbach den Stab aus gegossenem Silber: Es ist sein Anspruch, den Menschen im ständig wachsenden Ballungsraum Ruhrgebiet beizustehen. Die Arbeiterschaft liegt ihm besonders am Herzen.

Sein berühmter Siegelring enthält ein Stück Kohle. Regelmäßig fährt der Bischof unter Tage und unterhält sich mit den Bergmännern. Er versteht sich als Vermittler und Brückenbauer. Ein Gespräch mit dem Bergwerksbetreiber gehört daher auch immer zu einem Zechenbesuch.

Evangelische Christen beschäftigt ebenfalls die Frage, wie die Kirche in einer modernen Industriegesellschaft attraktiv bleiben kann. Als um 1968 neue Ideen die Gesellschaft elektrisieren, greift die Theologin Dorothee Sölle viele Gedanken der Studentenbewegung auf und trotzt auch dem entschiedenen Widerspruch der Amtskirche. Mit anderen Christen organisiert sie über einige Jahre in der Antoniterkirche in Köln die Politischen Nachtgebete, bei denen vor einem großen Publikum Missstände in Deutschland und der Welt angeprangert und diskutiert werden.