Sie stehen gegenüber einer Schallplatte. Sie hängt hinter Glas und steckt zur Hälfte im Schallplattencover. Das Buch mit Schallplatte wurde herausgegeben von der Industriegewerkschaft Druck und Papier. Die kurze Inhaltsangabe auf dem Cover verrät, dass es um den Arbeitskampf der Heinze-Frauen im Jahr 1978 geht. Der Titel steht in der Mitte: „Wir wollen gleiche Löhne – Keiner schiebt uns weg!“. Darüber zeigt ein großes Foto die Heinze-Frauen, wie sie mit einem Transparent Solidarität fordern. Am unteren Rand sind drei kleine Fotos zu sehen: Links eine Band aus drei Musikern, rechts zwei weitere Fotos der Heinze-Frauen.

Kämpferische Klänge

Die Schallplatte steht am Ende eines fast drei Jahre dauernden Kampfes. Mitarbeiterinnen des Großfotolabors Heinze in Gelsenkirchen stellen 1978 fest, dass sie 1,50 DM in der Stunde weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Daraufhin entscheiden sich 29 Frauen, ihren Arbeitgeber zu verklagen, zunächst vor dem Amtsgericht Gelsenkirchen, dann vor dem Oberlandesgericht Hamm und schließlich vor dem Bundesarbeitsgericht in Kassel. Dort bekommen sie im September 1981 Recht.

Der große Erfolg wäre nicht möglich gewesen ohne die Gewerkschaft Druck und Papier. Die Gewerkschaft unterstützt tatkräftig die Klage der Arbeiterinnen und organisiert Protestkundgebungen. Wenige Tage vor Verkündung des entscheidenden Gerichtsurteils gehen tausende Menschen in Kassel auf die Straße.

Den kämpferischen Geist der Heinze-Frauen gibt auch die Schallplatte wieder. Im Laufe des jahrelangen Gerichtsverfahrens entstehen verschiedene Lieder, mit denen sich die Fotolaborantinnen Mut machen. Marianne Kaiser, Gewerkschaftsmitglied und engagierte Unterstützerin der Heinze-Frauen, textet etwa während der Busfahrt nach Kassel zu der großen Protestkundgebung Anfang September 1981: „Der Lohn sei gleich bei Frau und Mann / drum sind wir in Kassel. / An dem Problem, da sind wir dran / drum sind wir in Kassel.“ Das Lied im Originalsound finden Sie in der Hörstation.

Mit der Schallplatte hat die Gewerkschaft ein sehr aufwändiges Erinnerungsstück geschaffen. Der Kampf der Heinze-Frauen soll „Schule machen“. Trotzdem hat sich das Problem der ungleichen Lohnzahlungen auch vierzig Jahre später noch nicht endgültig erledigt.